* 9. Juli 1879
† 18. April 1936
von Christoph Flamm
Essay
Als Ottorino Respighi kurz vor 1900 zu komponieren begann, war das italienische Musikleben zwar noch immer – und durch den Aufschwung des Verismo nochmals verstärkt – von der Oper dominiert, doch hatten in der vorausgegangenen Generation Komponisten wie Giovanni Sgambati, Antonio Bazzini und Giuseppe Martucci auf dem Gebiet der Instrumentalmusik den großen Rückstand gegenüber den anderen Musiknationen mehr oder weniger aufgeholt; Martuccis Sinfonien können als Endpunkt dieser Entwicklung gelten, die im Wesentlichen über die Aneignung der mehrsätzigen Gattungen der „absoluten Musik“ nach deutschem Muster verlaufen war. Daneben hatte sich zudem, ausgehend vom omnipräsenten Musiktheater und angeregt von Wagner, eine Tradition deskriptiver Orchesterstücke gebildet, die als sinfonische Dichtungen in reduziertem Format mit betont programmatischer Ausrichtung und bescheidenem ästhetischen Anspruch zu bezeichnen sind. Die von der Musikgeschichtsschreibung sogenannte „generazione dell'ottanta“, also der wie Respighi etwa um 1880 Geborenen, konnte bereits auf solche deskriptiven Orchesterminiaturen eigener Prägung und zugleich auf die übernommenen großen (akademischen) Formen zyklischer Instrumentalmusik zurückgreifen. Doch beides war den Komponisten dieser Generation bereits zum Problem geworden: Den „sinfonismo descrittivo“ empfand sie als trivialen Tummelplatz für billige Erfolge beim bürgerlichen Theaterpublikum, die mehrsätzige Kammermusik und Sinfonik als fremdes Kulturgut ohne ...